Unsere aktuelle Umfrage zeigt: Die Branding-Szene kämpft mit zwei zentralen Herausforderungen – und findet überraschende Lösungsansätze.
Manchmal sind es die unerwarteten Antworten, die uns die interessantesten Geschichten erzählen. Aktuell haben wir die Ergebnisse unserer Teilnehmerbefragung ausgewertet. Acht Wochen nach unserer ersten CXI Masterclass »Strategic Brand Building mit KI« – einer Intensiv-Session zur nahtlosen Verbindung von analytischem Denken, kreativem Design und KI Unterstützung – wollten wir wissen: Womit struggelt ihr? Wo braucht ihr mehr Wissen, wo wollt ihr euch weiterentwickeln? Und vor allem: Wo drückt der Schuh in der Branche?
Das Timing war perfekt: Anfang Juni die Masterclass im Rahmen der CXI, Europas größter Corporate Identity Konferenz. Sechs Wochen später der Survey. Heute, mit etwas Abstand, können wir sagen: Die Antworten zeichnen ein interessantes Bild der aktuellen Herausforderungen und Chancen unserer Branche.
Die Zufriedenheit war übrigens bemerkenswert hoch: 62,5 Punkte im Net Promoter Score (eine Kennzahl für Weiterempfehlungsbereitschaft, bei der Werte über 50 als exzellent gelten). Aber viel interessanter als diese Zahl sind die Insights dahinter.
Survey-Insight #1: Strategie-Literacy für Kreative – mit KI
63% der Befragten empfanden das Verhältnis zwischen Strategie, Design und KI in der Masterclass als „perfekt ausgewogen“ – aber gleichzeitig wünschten sich 25% explizit mehr strategische Grundlagen. Ein Widerspruch? Nein, ein Symptom.
Was wir hier messen, ist das zentrale Spannungsfeld der Kreativindustrie: Kreative wissen intuitiv, was funktioniert. Aber in einer Welt, in der jede Markenentscheidung vor Budgetverantwortlichen und Geschäftsführung verteidigt werden muss, reicht das Bauchgefühl nicht aus. Strategie-Literacy ist gefragt, auch und vor allem für Kreative.
Die Teilnehmenden, die das Gelernte bereits umsetzen konnten, berichten von einem Durchbruch: „Der Benchmark-Blick in andere Branchen im Recherche-Prozess. Eine so nahe und fokussierte Betrachtung hatte ich vorher noch nie gemacht. War sehr hilfreich in einem aktuellen Brand-Development-Projekt.“ Systematisches, strategisches Vorgehen als Kreativitätskatalysator – nicht als Bremse. Und als Voraussetzung für gezielten KI-Einsatz.
Survey-Insight #2: KI wird zum Denkpartner, nicht zum Produktionstool
Das ist uns ein persönliches Anliegen. Denn was die Umfrage zeigt, räumt mit vielen vorschnellen Antworten auf die neue Technologie auf. 100% der Teilnehmenden erwarten von KI-Unterstützung vor allem: Hilfe beim Denken und Brainstorming sowie bei der Recherche. Design-Entwürfe und Bildgenerierung? Nur 38% finden das relevant.
Das stört uns schon lange am KI-Diskurs in der Kreativindustrie, umso schöner, dass Kreative die neuen Möglichkeiten erkennen und für sich nutzen wollen. Das zeigt sich auch in unserer Befragung wieder: KI nicht als Produktionsmaschine, sondern als intelligenten Denkpartner. „Die KI-Prompts nutze ich nun häufiger für meine Recherche und erste Ideenentwicklung“, berichtet ein Teilnehmer. Eine andere: „Ich habe die Methoden zur Strategieentwicklung bei der Neupositionierung eines Kunden angewendet.“
Besonders aufschlussreich: Das Prompt Playbook wurde von 100% der Befragten genutzt und überwiegend positiv bewertet. Gleichzeitig haben 50% noch keine der anderen angebotenen KI-Unterstützungen verwendet – wohl eher dem dicht gepackten Programm der Masterclass geschuldet, woraus sich jedoch auch direkte Schlüsse auf den Arbeitsalltag vieler Kreativer ziehen lassen. „Zeitmangel“ kann jedoch nicht länger als Ausrede dienen, sich nicht mit KI zu beschäftigen. Das kann sich die Branche, Agenturen, KMUs und Einzelunternehmer:innen, nicht mehr länger leisten.

Was die Zahlen über unsere Branche verraten
Blicken wir auf die härteren Fakten: 63% der Teilnehmenden konnten das Gelernte bereits aktiv in ihrer Arbeit einsetzen. Das ist eine bemerkenswert hohe Transfer-Quote für eine halbtägige Veranstaltung. Gleichzeitig war der häufigste Wunsch für bessere praktische Umsetzung: „mehr Zeit und Übung mit den Methoden“.
Hier zeigt sich eine typische Herausforderung von Learning Experiences: Es gibt einen natürlichen „Gap“ zwischen Seminar und Realität. Wir überbrücken ihn mit der Bereitstellung unserer KI-Tools einen Monat über das Seminar hinaus: Alle Teilnehmenden können das Prompt Playbook, die KI Assistenten und meinen digitalen Zwilling „Ask Julia“ weiter nutzen, für Unterstützung in der Praxis. More to come, wir sehen hier einen interessanten Innovationspfad, vom Seminar zum kontinuierlichen Sparrings Partner.
Die Weiterbildungswünsche sprechen Bände
Besonders aufschlussreich sind die Bereiche, in denen sich die Befragten weiterentwickeln möchten: „KI“, „Productized Services im Branddesign“, „Value-Based Pricing“, „Kommunikationsstrategien im digitalen Raum“. Das sind nicht die klassischen Design-Skills, sondern Business-Kompetenzen.
Die Branche professionalisiert sich. Designer werden zu strategischen Beratern, Agenturen entwickeln skalierbare Geschäftsmodelle, Kreative lernen, den Wert ihrer Arbeit besser zu kommunizieren und zu verkaufen.
Was das bedeutet: Sowohl als auch statt entweder oder
Der Survey bestätigt eine Entwicklung, die ich schon lange beobachte: Wir bewegen uns weg von den alten, binären Denkmustern. Nicht „Kreativität ODER Strategie“, sondern beides verzahnt. Nicht „Mensch ODER Maschine“, sondern intelligente Kooperation. Nicht „fertig ausgebildet ODER lernend“, sondern permanent im Entwicklungsmodus.
73% der Befragten wünschen sich weitere Formate – von Blockseminaren über spezialisierte Masterclasses bis hin zu Follow-Up Sessions. Das zeigt: Angesichts der rasanten technologischen Weiterentwicklung von KI sehen sich mehr Menschen dazu gezwungen, den Weg des „lifelong learnings“ konsequenter zu verfolgen. In einer sich schnell verändernden Branche ist Stillstand Rückschritt.
Der Blick nach vorn
Was mich besonders optimistisch stimmt: Obwohl die Befragten von Herausforderungen berichten – „Umwälzungen im Zuge von KI“, „Kostenargumentation mit Kunden bei strategischen Leistungen“, „effizientere Prozesse für kleine Unternehmen“ –, sehen sie diese nicht als Bedrohung, sondern als Chance zur Weiterentwicklung.
„Mich zu vergrößern“, schreibt einer auf die Frage nach Weiterbildungswünschen. Das fasst es perfekt zusammen: eine Branche im Aufbruch, die sich den Herausforderungen stellt und dabei wächst.
Unser Survey ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Aber er zeigt eine Richtung auf, die hoffnungsvoll stimmt: Eine Kreativbranche, die strategischer denkt, intelligenter mit neuen Tools umgeht und kontinuierlich an sich arbeitet.
Basierend auf diesen Erkenntnissen erweitern wir unser Angebot in unserer Learning Community SCHOOL OF CREATIVE THINKING stetig. Wir arbeiten bereits an neuen Formaten: 2-stündige Online-Clinics (Q&A / Case Coaching), 2-3 Wochen nach jeder Masterclass für den direkten Praxis-Transfer. Und ein Kohorten-Programm „Strategic Brand Building mit KI Accelerator" (6–8 Wochen) mit wöchentlichen Live-Sessions, Peer-Projekten und Capstone-Case für alle, die tiefer einsteigen wollen. Mehr Infos und aktuelle Termine findest du auf https://school.the-skill.io
